
Dem Einen oder Anderen kommt es vielleicht etwas makaber vor, aber ich bin immer wieder fasziniert von sterblichen Überresten, die ich finde, wenn ich draußen unterwegs bin. Sie erzählen alle eine andere Geschichte und es kann wirklich spannend sein, dieser nachzuforschen. Manchmal kommt man allerdings nicht sehr weit mit diesen Nachforschungen und muss sich damit begnügen, dass man nun ein bisschen mehr darüber weiß, wer da draußen – oft unbemerkt von uns – so alles unterwegs ist.
Diese Knochen habe ich in meinem Garten gefunden. Sie lagen dort schon ziemlich lange unbemerkt und die Geschichten, die ich um sie herum spinne sind reine Spekulation. Trotzdem habe ich mich ganz besonders gefreut, sie zu finden. Ich lege nämlich gerade einen neuen Gemüsegarten an und dafür musste natürlich ein Stück wilder Garten weichen. Außerdem mussten wir auf dem selben Grundstück einen sehr alten, großen, mit Efeu bewachsenen Apfelbaum kappen, da die morschen Äste auf die Straße zu fallen drohten. Mein schlechtes Gewissen war groß, wusste ich doch genau, dass dieser Baum ein beliebter Sitzplatz für Eichelhäher und Tauben war und die Amseln gerne ihre Wächter dort platzierten. Das eine oder andere alte Nest fand sich im Efeu auch. Den (Eichelhäher?)Schädel habe ich beim Freischneiden meiner geplanten Beetfläche entdeckt. Ein Geschenk. Eine Erinnerung daran, dass man, wenn man etwas nimmt, auch immer etwas geben sollte. Und mit den Geschichten, die ich mir um diese letzten Spuren herum ausdenke, wachsen auch die Ideen, wie ich einen Ausgleich schaffen werde. Schließlich bin ich nicht die Einzige, die hier lebt und Andere waren definitiv schon vor mir da.
